Nicht nur in Süddeutschland, sondern auch in Norddeutschland, ist die Verstrahlung noch da. Zwar nicht mehr in der Luft oder im Wasser, allerdings im Boden.
Die Wälder sind in besonderem Maße betroffen, da die Erde im Wald speziell beschaffen ist. Während im Garten oder auf dem Acker die radioaktiven Schichten zumeist bereits untergegraben sind, hängt ein Teil der Radioaktivität im Wald nach wie vor in den obersten organischen Auflageschichten, da diese ein hohes Bindungsvermögen haben. Bodenorganismen, Pilze, Blätter und Nadeln speichern die Radioaktivität und sorgen z. T. für einen sich immer wieder erneuernden Kreislauf. Deshalb kann man sich immer noch nicht sicher sein, ob Pilze, Waldfrüchte und Wildtiere radioaktiv belastet sind oder nicht. In Bayern geht das sogar so weit, dass geschossene Wildschweine gar nicht in den Handel kommen.
Das Risiko für die Erkrankung an Schilddrüsenkrebs hat nach Tschernobyl definitiv zugenommen, auch wenn es kaum Nachweise bzw. Studien dazu gibt. Vermutlich werden die Folgen der Katastrophe erst in Zukunft deutlich. Es heißt immer noch abwarten, bis die Radioaktivität allmählich abklingt.
Das Einzige was wir tun können und was ich für absolut richtig halte ist das Vorantreiben der weltweiten Energiewende. Die alten Atomkraftwerke müssen nach und nach schnellstmöglich abgeschaltet werden und neue Atomkraftwerke dürfen gar nicht mehr gebaut werden, schon gar nicht mit finanzieller Unterstützung durch die EU und damit auch durch Deutschland.
Wir müssen stattdessen die Energiewende kontinuierlich vorantreiben. Das natürlich mit der effizientesten Technik. Das wird nicht konfliktfrei gehen. Die erfolgreiche Umsetzung der Energiewende geht nur mit Kompromissen. Das gilt für die Betreiber von Windkraftanlagen genauso wie für die Mitbürgerinnen und Mitbürger. Ein besonderes Augenmerk müssen wir dabei auf Natur und Landschaft behalten. Tiere wehren sich nicht, die bleiben einfach nur weg, wenn der Mensch an bestimmten Stellen überzieht. Das alles ist keine einfache Aufgabe für Gemeinderäte und Kreistage. Sie tragen dabei ein großes Maß an Verantwortung. Die Chancen des Repowerings, also der Erneuerung von alten Windkraftanlagen durch effizientere, müssen genutzt werden. Dadurch können unter anderem Fehler der Vergangenheit geheilt werden. Falsche Abstandswerte können bereinigt werden. Die Energiewende birgt die Chance, dass wir nicht wieder eines Tages wie 1986 jeden Tag auf die Lebensmittelverpackungen schauen müssen, wie hoch denn die radioaktive Belastung ist.
Das sind Erfahrungen, die braucht man nur einmal.